Berichte von 09/2021

Montag, 20.09.2021

Galway Girl

Nur knapp 5 Tage ist es her, dass ich Anna am Flughafen verabschiedet habe und schwupps, steht schon der nächste vor der Tür - im wahrsten Sinne des Wortes. Michael, ein sehr guter und langjähriger Freund, ist mein nächster Besucher und hat sich an diesem Freitagmittag schon vom Flughafen mit den Öffentlichen bis zu meiner Haustür durchgeschlagen. Wieder ist der Empfang etwas chaotisch, weil ich heute zwei Präsenztermine im Büro habe und nicht von zuhause arbeiten kann. Ich düse also in der Mittagspause von Tallaght nach Hause, es gibt eine kurze Begrüßungsumarmung und Wohungstour, Schlüsselübergabe und dann dann lasse ich Michael erstmal wieder alleine. Aber um ihn mache ich mir da wirklich überhaupt keine Sorgen, er kann sich bestens alleine beschäftigen.
Nach der Arbeit nehme ich noch Sabrina mit zurück in die Stadt, eine neue Kollegin - Deutsche und gerade aus Schweden hierher gezogen - die ebenfalls seit gestern Abend einen Besucher hat und diesen nun auch irgendwie in der Stadt aufspüren muss. Wir parken mein Auto an meiner Wohnung und beschließen dann kurzerhand, "unsere Jungs" noch zu ein paar gemeinsamen Drinks zu entführen. Eine kurze Busfahrt, ein, zwei ausgetauschte GPS-Standorte und noch eine WhatsApp-Einladung später sitzen wir, wozu nun auch Shane und seine Freundin Fran gehören, in einem trotz der frühen Uhrzeit schon trubeligen Pub im Außenbereich und machen uns über die ersten Gläser Guiness her (okay, ich mache mich über eine Cola her...).

[Aaarrgghh! Ich dreh' hier noch durch! Es ist wieder passiert, die Website ist abgestürzt und hat meinen Fortschritt nicht gespeichert - genau wie letzte Woche. Entschuldigt bitte, wenn der folgende Teil nicht ganz so lebhaft wird, zweimal das Gleiche schreiben ist wirklich demotivierend.]

Die Gesprächsthemen sind vielfältig, alle verstehen sich auf Anhieb sehr gut, es wird gelacht, gestaunt und getrunken - ein schöner Abend. Und da man bekanntlich gehen soll, wenn es am schönsten ist, treten Michael und ich den Heimweg an, als die anderen beschließen, weiterzuziehen. Zuhause machen wir es uns mit Tee und bei guten Gesprächen noch ein Stündchen auf der Couch gemütlich und wandern dann ins warme Bettchen.

Leider nicht so erholt wie gedacht - wir haben irgendwie beide schlecht und wenig geschlafen - aber immerhin durch ein gemütliches Frühstück gestärkt, treten wir am nächsten Morgen gegen 10 Uhr unsere Reise an. Mit dem Auto geht es in Richtung Westen, genauer zu den Cliffs of Moher. Am dortigen Visitor Centre angekommen, benötigt es für uns beide ein wenig Überwindung, das warme Auto zu verlassen, die Wanderschuhe anzuziehen und loszumarschieren, aber wir wollen ja auch was sehen, also keine falsche Schwäche zeigen!
Das Wetter meint es leider nicht ganz so gut mit uns - eine dicke, graue Wolkendecke versperrt jeglichen Blick auf die Sonne und soll uns später auch noch Regen bringen. Allen Unzulänglichkeiten zum Trotz machen Michael und ich uns aber auf den Weg und laufen einen der beiden Cliff Walks an den Cliffs of Moher, den "spektakulärsten Klippen Irlands" (komisch, kommt euch diese Auszeichnung auch bekannt vor?). Tatsächlich gehören sie zumindest in jedem Fall zu den bekanntesten Klippen Irlands und sind ein absoluter Touristenmagnet. Entsprechend voll ist es auch auf dem schmalen Pfad, aber "dank" des ungemütlichen Wetters hält sich der Besucherandrang noch in Grenzen.
Mir gefällt an unserem ausgedehnten Spaziergang eher die Zeit, die wir zu zweit verbringen und die gefühlt längst überfälligen Gespräche. Die Klippen selbst sind für mich heute wieder eher nur "nett", wie der Deutsche zu sagen pflegt. Mag am Wetter liegen und daran, dass ich schon so viele Fotos gesehen habe. Ich teile ein paar meiner natürlich trotzdem mit euch:

       

Auf dem Rückweg holt uns der Regen dann ein, was mich mal wieder nervt. Aber was soll man machen. Es ist auch nicht ganz so schlimm, wir werden nur mäßig nass und größtenteils auch nur von einer Seite, weil der Wind vom Meer aus so stark geht. Zurück am Visitor Centre belohnen wir uns noch mit einem wohltuenden Heißgetränk, bevor wir die Weiterfahrt nach Galway antreten.
Die gut anderthalb stündige Fahrt ist ziemlich unterhaltsam, denn heute scheint in der ganzen Region eine Art Autorennen stattzufinden - nicht nur werden wir regelmäßig von wirklichen schicken Autos überholt, es stehen auch immer wieder kleine Menschengruppen am Straßenrand und jubeln den heranfahrenden Autos zu. Vor allem in den Ortschaften ist es lustig zu sehen, wie 12-jährige Jungs fast Purzelbäume vor Freude schlagen, wenn die "Rennfahrer" an den Ampeln mit dem Gas spielen und die Motoren aufheulen lassen (okay, es lassen sich auch genug Erwachsene erblicken, die deutlich Freude an dem Geschehen finden). Da wir aufgrund der engen Straßen eh immer mit den Rennwagen in einer Schlange fahren, lasse zumindest ich es mir nicht nehmen, das freudige Winken der Zuschauer hin und wieder zu erwidern und mir einfach einzubilden, sie würden sich über mein Erscheinen so freuen, haha.
Michael ist seinerseits zwar auch sichtlich angetan von den schnellen Autos, wird mit der Zeit aber zunehmend schweigsamer - er verträgt die kurvige Autofahrt leider nicht mehr gut. Auf eine Pause möchte er aber trotzdem verzichten, "So schlimm ist es nicht, ich kann nur leider nicht viel reden." Das verstehe ich. Ob es meine Mitsingerei, mit der ich mir meine dadurch entstehende Langweile vertreibe, aber besser macht? Fraglich...

In Galway City angekommen werden wir angenehm von unserer schnuckeligen Pension und der herzlichen (und redsamen) Gastgeberin überrascht. Uns hält es jedoch nicht lange auf unserem Zimmer, den die Mägen knurren! Michael hat für uns ein indisches Restaurant herausgesucht und eine gute Wahl getroffen. Gut gesättigt zieht es uns nach dem Essen auch wieder schnurstracks in die Pension zurück, sind wir doch immer noch etwas durchgefroren und müde. Mein Plan, mich noch kurz mit einer heißen Dusche aufzuwärmen, scheitert leider an der unfassbar schlecht regulierbaren Elektro-Dusche - bei der gibt es nämlich nur kalt oder brühend heiß. Mhmpf. Naja, dafür gibt es glücklicherweise viele Decken in meinem Bett, das hilft auch!
Michael spielt mir, sozusagen als Betthupferl, noch einige Songs von, an denen er gerade arbeitet. Die sind wirklich schön und machen mich schließlich so richtig schläfrig. Ihm scheint es ähnlich zu gehen - schon gegen halb 10 machen wir beide das Licht aus und sind wenig später eingeschlafen.

Heute wird ein guter Tag! Wir haben beide lange und gut geschlafen und die Sonne glitzert beim ersten Blick aus dem Fenster auf den regennassen Straßen. Wir packen unsere sieben Sachen, verabschieden uns nach dem irischen Frühstück wortreich von Anne (der Gastgeberin), stocken im gegenüberliegenden Supermarkt unseren Reiseproviant auf und setzen uns top motiviert wieder ins Auto - nächstes Ziel: Diamond Hill, Connemara Nationalpark.
Die Autofahrt heute ist herrlich! Ich habe dank Michael den Sportfahrmodus meines BMW für mich entdeckt, die Landschaft ist wunderschön und die Sonne strahlt am blauen Himmel. Michael kommt heute gut mit der Kurverei zurecht und macht, offensichtlich ebenso von der Szenerie angetan wie ich, schon während der Fahrt immer mal wieder Fotos. Unserer ungefähr dreistündigen Wanderung den Diamond Hill hoch und der versprochenen atemberaubenden Aussicht oben steht also nichts mehr im Weg!



Haben wir gedacht. Zumindest bis zu dem Moment als ich aus dem Auto aussteige und ein verdächtiges und erschreckend lautes Zischen höre. Ein Zischen, das von meinem Hinterreifen kommt. Ein Zischen, das sich auch erschreckend gut fühlen lässt, wenn man die Hand neben den Reifen hält. Ein Zischen, das von der Stelle im Reifen kommt, an der man ein großes, Nagel-ähnliches Etwas sehen kann. Oh man.
Ich verbringe die nächsten 45 Minuten in den Warteschleifen diverser Dienstleister und verabrede schließlich mit einem der Herren in der Leitung, dass er einen Mechaniker rausschickt, der versuchen wird, den Reifen zu reparieren. Sollte dies nicht klappen, müsse der Wagen abgeschleppt und zum nächsten BWM-Händler gebracht werden, der den Reifen aber natürlich erst morgen wechseln kann, da ja heute schließlich Sonntag ist. (Für die Schlaunasen unter euch - nein, mein Wagen hat kein Ersatzrad.) Und ach ja, einen Ersatzwagen könne ich in Galway bekommen. Während der nette Herr mir auf mein Fragen hin erklärt, wie ich denn bitte dahin kommen soll, schließlich sei ich von dort gerade gute anderhalb Stunden hergefahren, kann er es sich auch nicht nehmen lassen, mich nochmal darauf hinzuweisen: "Naja, Sie sind halt auch wirklich am letzten Ende der Welt liegengeblieben."
Michael ist bei alldem Gott sei Dank die Ruhe selbst, weswegen auch ich nur ein klein wenig in Stress verfalle. Die Wartezeit versüßen wir uns mit Kuchen/Sandwiches und einer Tasse Tee im Visitor Centre am Fuße des Diamond Hill und können in dem Innenhof dort auch noch etwas Sonne tanken. Als wir gerade wieder im Auto sind und Netflix auf dem Handy gucken wollen, kommt der Mechaniker samt Abschleppwagen schließlich an. Es dauert eine geschlagene Viertelstunde, bis er den Fremdkörper nach viel Porkelei aus meinem Reifen entfernt hat. Dieser entpuppt sich einfach nur als spitzer Stein - kein Nagel, keine Glasscherbe, ein Stein. Ich meine, was ist die Wahrscheinlichkeit...? Mit einem für mich Technik-Nulpe unfassbar beeindruckenden Trick schafft mein Retter in der Not es dann tatsächlich, das ungefähr 2-Cent-Münzen große Loch zu stopfen und zu versiegeln. Er fährt uns noch rund 25km voraus, um dann sein Werk nochmal zu prüfen, bevor er uns schließlich versichert, wir könnten so ohne Probleme bis nach Dublin zurückfahren.

        

Ungefähr dreieinhalb Stunden später sind wir wieder in Stoneybatter. Für mich gibt es (diesmal wirklich) eine heiße Dusche, wir bestellen Pizza und schauen einen Disneyfilm, dann verkrümel ich mich früh ins Bett, während Michael noch etwas aufbleibt.
Am Montagmorgen kann ich zum Glück von zuhause aus arbeiten und Michael so wenigstens noch halbwegs vernünftig bei einem weiteren Tee-Plausch verabschieden.
Sein Fazit: Er ist dankbar für die gemeinsame Zeit, die wir miteinander verbringen konnten und fand die Abwechlsung aus Pubs, Stadt, Roadtrip und Landschaft richtig gut - schlechtes Wetter und Reifenpanne hin oder her!


Song der Woche: Linkin Park - Numb

Sonntag, 12.09.2021

Touristenbrille

Es ist so weit, ich kann meinen ersten Besuch empfangen!
Ich nutze meine (verfrühte) Mittagspause an diesem milden Freitag, um Anna, eine ehemalige Kollegin von Lidl INT und immer noch Freundin, am Dubliner Flughafen abzuholen und sie an ihrem Hotel in der Innenstadt abzusetzen. Wenige Stunde später geselle ich mich - nach getaner Arbeit - dann auch zu ihr und wir verquatschen uns schon auf dem Hotelzimmer. Nach einem Stündchen können wir uns aber doch für einen Moment losreißen und ziehen zu Fuß los in Richtung Templebar, der Pub-Straße hier in Dublin. Obwohl ich hier schon ein, zwei Mal drüber gelaufen bin, wird mir erst jetzt durch Anna bewusst, dass dies wohl eins der Highlights ist, wenn man die irische Hauptstadt besucht. Die knipst neben mir nämlich ganz begeistert lauter Fotos und läuft mit strahlenden Touristenaugen durch die bunte, trubelige Straße.
Bei einem Pub, aus dem angenehme Live-Musik schallt, schnappen wir uns draußen einen Tisch und führen bei einem Kaltgetränk unsere angeregten Gespräche fort. Die drehen sich wie erwartet heute die meiste Zeit um die Arbeit. Denn nicht nur ist für mich natürlich immer noch Einiges neu und Vieles aufregend, auch bei Anna war und ist viel los und wir haben uns ein Jahr lang praktisch gar nicht gesprochen - da besteht natürlich Nachholbedarf!



Es dämmert bereits und wir erkunden noch ein, zwei weitere nahegelegene Viertel der Innenstadt und entscheiden uns dann zum Abendessen für ein Restaurant ganz in der Nähe von Annas Hotel (in dem ich übrigens auch übernachte, da der Preis für das Doppelzimmer sowieso der gleiche war, egal ob alleine oder zu zweit). Es stellt sich heraus, dass wir eine gute Wahl getroffen haben - die Kellner sind nett, das Restaurant angenehm gefüllt, das Essen wirklich lecker und die Getränkekarte vielfältig. Zu Ehren unserer gemeinsamen ehemaligen Chefin genehmigen wir uns später am Abend noch zwei Baby Guiness, was den Tag wirklich perfekt abrundet.
(Und ja, stellt euch vor, mir hat dieser Shot aus Baileys und Kaffeelikör auch richtig gut geschmeckt! Vielleicht wird das jetzt mein alkoholisches Go-to-Getränk...)

Am nächsten Morgen stärken Anna und ich uns mit dem Hotelfrühstück, das uns zum Zimmer gebracht wurde, während wir uns immer wieder im Bad und vor den Spiegeln abwechseln, um uns fertig zu machen. Dann geht's los - erst mit den Öffis zu meiner Wohnung und dann (nach einer kurzen Wohnungsführung) mit meinem Auto nach Malahide. Dort spazieren wir durch eine kleine aber feine Parkanlage und bewundern das ebenso kleine, aber wirklich schnuckelige Malahide Castle. Von dort aus fahren wir weiter an den Strand. Die Sonne schafft es inzwischen, sich hier und da ihren Weg durch die Wolken zu kämpfen und ist wunderbar wärmend als wir auf einer Steinmauer unsere mitgebrachten Snacks genießen und den Blick über den Sandstrand und das Meer schweifen lassen. Es ist angenehm ruhig und Anna ist inzwischen vollends im Urlaubsmodus angekommen. Ich beschließe, mich davon einfach mitreißen zu lassen...



Ein Stündchen Autofahrt später. Eine kleine Wanderung steht auf dem Plan: Wir wollen den Ticknock erklimmen, einen Berg in den Dublin Mountains, der mir mit seinem Fairy Castle schon oft für eine kleine Wanderung ans Herz gelegt wurde. Das Auto wird also in dem kleinen Wald auf dem Wanderparkplatz zurückgelassen, es gibt noch etwas Obst auf die Hand und Anna und ich machen uns plaudernd über schottrige Pfade auf den Weg. Sie verflucht mich immer mal wieder wegen der Höhenmeter, aber wir werden mit einem tollen Ausblick über die Stadt und die Küste belohnt, als wir schließlich oben ankommen und uns auf dem kleinen Steinberg niederlassen (wir haben dabei keine Feen zerquetscht, keine Sorge).
Nach insgesamt knapp zwei Stunden sind wir wieder am Auto und da das Wetter jetzt nochmal richtig schön wird, fahren wir noch ein wenig spazieren. Anna ist ganz verliebt und die hügelige, grüne Landschaft, die sich uns bietet, und ich freue mich mit ihr mit.

         

Dann müssen wir aber wirklich zurück ins Hotel! Wir sind nämlich heute Abend mit Sarah zum Essen verabredet, da Anna und sie sich auch aus Heilbronn kennen und sich lange nicht gesehen haben. Oh man und was soll ich sagen, mit ganzen zwanzig Minuten Verspätung und einem riesig schlechten Gewissen kommen wir schließlich in Monkstown, einem Küstenort bei Dun Laoghaire an. Sarah nimmt es uns zum Glück (scheinbar) nicht allzu übel und schnell entsteht eine wuselige, aber schöne Gesprächsrunde. Sarah schlägt sich wirklich sehr gut und spricht Anna zuliebe die ganze Zeit Deutsch, auch wenn sie momentan nicht so super in der Übung ist. Ich ertappe mich allerdings dabei, immer gleich miteinzusteigen, wenn sie zwischendurch ins Englische abgleitet, upsi. Aber auch das tut der guten Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Und Sarahs Lieblings-Italiener hält ebenfalls, was sie versprochen hat - die Einrichtung und Atmospähre sind super schön und das Essen spitzenmäßig.
So vergeht ein weiterer, sehr schöner Tag und Abend - hundemüde, satt und zufrieden liegen Anna und ich gegen halb 1 in unseren Betten und schlafen seelig ein.

Es ist Sonntagmorgen und das Grau des Himmels will uns wohl schon in trübe Abschiedsstimmung versetzen. Aber nichts da! Für heute Morgen haben wir uns vorgenommen, eine Stadtrundfahrt zu machen und das tun wir auch. Im Doppeldeckerbus machen wir es uns oben (so gut es geht) bequem und lassen uns eine gute Stunde durch die Stadt kutschieren und von dem Busfahrer in seinem starken Dubliner Dialekt über eben diese aufklären. Dabei entdecke und lerne auch ich viel Neues und merke, dass ich mich von Annas Touristen-Euphorie habe ein wenig anstecken lassen.
Etwas durchgefroren suchen wir anschließend den nächsten Donut-Laden auf. Zeit für noch mehr "Kultur" und ein Heißgetränk! In aller Seelenruhe genießen Anna und ich also unseren Kaffee und Tee und die Auswahl an fantastisch aussehenden und schmeckenden Donuts, auf die Anna mich großzügigerweise eingeladen hat. Alles ist herrlich entspannt.
Ich zeige Anna noch das St. Stephen's Green und die Grafton Street und so verbringen wir weitere zwei Stunden, laufend, quatschend und bewundernd, bevor wir uns schließlich einen etwas abseits gelegenen Pub für unser spätes Mittagessen herauspicken. Wieder einmal haben wir eine gute Wahl getroffen und Anna kommt mit ihrem Guiness Irish Beef Stew noch in den Genuss guter, irischer Hausmannskost. Es folgt noch ein Abschieds-Baby-Guiness und dann treten wir die (Rück)Reise zum Flughafen an.
Die Stimmung beim Abschied am Terminal ist dann auch überhaupt nicht trübe, sondern ziemlich glückselig. Wir sind uns beide einig, dass wir ein sehr schönes und entspanntes Wochenende hatten, an dem wir trotzdem viel gesehen und erlebt haben.
Und sowieso: So ein Wiedersehen ist auch immer wieder schön!

 

Song der Woche: Marteria - Welt der Wunder

Samstag, 04.09.2021

Neues Heim & Office Gossip

Hallöchen!
Ich denke, es ist wieder an der Zeit für ein Lebenszeichen und kleines Update. (Und wie ich gerade merke auch für eine kleine Tipp-Übung auf deutscher Tastatur...)
Also schauen wir mal, was ich euch von den letzten Wochen berichten kann:

Umzug.
Das war wohl das größte Ereignis. Letzte Woche Samstag war es schon so weit, dass ich in meine neue Wohnung einziehen konnte. Meine Mitbewohnerin, Jane, ist an dem Tag in den Urlaub geflogen und war so nett, mir anzubieten, schon ein paar Tage früher einzuziehen. Dienstags hatte ich nach der Arbeit schon die Schlüssel abgeholt und war dadurch für den Einzug völlig flexibel. Da ich ja aktuell nicht allzu viele Dinge besitze, habe ich mit dem Packen ganz entspannt am späten Samstagmorgen angefangen und alles häppchenweise ins Auto gebracht. Dann bin ich nochmal kurz zum Lidl gedüst und habe mir etwas zum Abendessen (Tortellini <3) und eine Kleinigkeit für Paul und Ruth zum Abschied besorgt. Schnell noch das Zimmer sauber gemacht und los geht's.
Meine neue Bleibe empfing mich wohl-duftend, sauber, geschmackvoll eingerichtet und viel Tageslicht - eine 180-Grad-Wendung! Ich habe aber nur kurz meine Sachen hochgebracht und bin direkt wieder los. Ich musste nochmal zu Ikea, dort hatte ich eine Woche zuvor leider Bettwäsche in der falschen Größe gekauft. Außerdem wollte ich noch ein paar weitere Kleinigkeiten besorgen. Das habe ich dann auch gemacht, aber die Aktion wurde irgendwie ganz schön zur Qual. Schon auf der Fahrt dorthin bin ich schrecklich müde geworden und dann war es auch noch suuuper voll dort - keine gute Kombi für mich. Aber gut, ich habe es knapp überlebt.
Ausgepackt habe ich zuhause dann aber immer noch nicht, denn die Sonne schien schon den ganzen Tag und das muss man hier ja eigentlich immer nutzen - wer weiß, wann sie wiederkommt! Mit dem Bus bin ich also nochmal ind Städtchen gefahren, habe ein wenig im St. Stephen's Green verweilt und neue Ecken erkundet und dann ging es wieder zurück. Irgendwie war es doch ganz schön frisch, dafür war ich gar nicht angezogen. Da hatte der teilweise blaue Himmel mir etwas zu viel versprochen.
Nach dem Abendessen habe ich es mir dann auf unserer wunderbar gemütlichen Récamiere bequem gemacht und eine Netflix Teenie-Romanze geguckt. Genau das richtige für diesen Abend, ich war echt super platt. Abgesehen davon, dass mir die Arbeit nach wie vor unheimlich zusetzt, war der Tag/der Umzug wohl doch aufregender für mich als ich dachte. Der Abschied von Paul und Ruth und den beiden Hunden war zwar kurz und schmerzlos - wir wollen auch in Kontakt bleiben - aber es war eben doch wieder ein Abschied. Einer von so vielen in den letzten Monaten. Und ich muss mich auch wieder auf neue Begebenheiten einstellen, neue Wege und Straßen kennenlernen und mich sowieso wieder ganz neu organsieren. Puuuhhh...

Am Sonntag war ich dann aber doch tapfer und habe mich um 8 Uhr aus dem Bett geschält, um zu einer weiteren Wanderung aufzubrechen. Ich nehme an, ich muss nicht erwähnen, dass der Himmel bei meinem Aufbruch grau und die Luft, naja, feucht war?
Diesmal habe ich es in Anbetracht der Ereignisse der letzten Woche langsam, oder sagen wir, anders angehen lassen. Über eine App habe ich mich mit einer kleinen Gruppe Frauen zum Wandern verabredet und auf der Tagesordnung stand der Howth Loop/Cliff Walk. Howth ist eine Halbinsel an Dublin's Küste und die Strecke bietet eine sehr schöne Mischung aus Küstenwegen mit Blick auf's Meer und Waldabschnitten. Die Truppe war sowohl vom Alter als auch vom Hintergrund der Teilnehmerinnen bunt gemischt und die Stimmung war auf ruhige Weise gut. Ein netter, ausgedehnter Sonntagsspaziergang, über den es darüber hinaus nicht viel zu berichten gibt. Ich hänge lieber ein paar Fotos an:

                    

 

Die Arbeit hat mich inzwischen mit Haut und Haar. Alana hat mir immer noch einiges an Hintergrund- und Fachwissen voraus (das werde ich wohl auch nicht mehr aufholen), aber ich habe mich in die allermeisten Themen soweit eingedacht, dass ich handlungs- und zum Teil auch entscheidungsfähig bin. Sich wieder "mündig" zu fühlen tut gut. Mit dem Englisch klappt es auf der Arbeit auch besser. Ich habe so gut wie keine Probleme mehr, den Kolleg*innen zu folgen, auch nicht in größerer Runde. Was ich wohl merke ist, dass mir das Sprechen schwerer fällt, wenn ich müde oder unkonzentriert bin. Insgesamt glaube ich, dass die Sprache auch einen recht großen Anteil meiner Schlappheit ausmacht. Das habe ich wirklich unterschätzt, absolut. Daher finde ich es immer ganz angenehm, wenn ich ab und zu mal ohne Alana mit den Kolleg*innen von INT spreche - auf Deutsch. Das macht vor allem tiefgreifende, detaillierte Diskussionen doch leichter und außerdem fühlt es sich auch einfach irgendwo schön an, vertrauter eben, in der Muttersprache.
Mittlerweise habe ich auch die meisten Mitarbeitenden unseres Bereichs kennengelernt, viele allerdings nach wie vor nur per Video. Ich selbst war die meiste Zeit im Büro, einfach weil mein "Arbeitsplatz" bei Paul und Ruth nicht gerade praktisch war (oder die Geräuschkulisse, wenn Daisy morgens die ganze Zeit weint, während Ruth Paddington zum Gassigehen "entführt" hat...). Auch Alana kommt inzwischen mindestens einmal pro Woche ins Büro, das ist ganz schön. Ansonsten ist Lea sehr oft da, mit ihr verbringe ich dann auch häufig meine Mittagspause, wobei wir uns immer viel über unsere diversen Anlaufschwierigkeiten austauschen. Ja ja, ich weiß, problem talk creates problems, aber es tut uns beiden glaube ich einfach gut zu wissen, dass nicht nur man selbst strauchelt und zweifelt.
Auch wenn ich gerne im Büro Leute um mich habe, mit denen man dann eben ab und zu auch einfach mal so reden kann, fällt die Abwesenheit des Großteils der Kollegen gar nicht so negativ auf wie gedacht. Hier bei Lidl Irland herrscht nämlich ein ungeschriebenes "Cameras on" Gesetz. Sarah legt da für unseren Bereich großen Wert drauf, aber auch Kolleg*innen aus den anderen Abteilungen ziehen hierbei gut mit. Ich finde das echt angenehm. Hinzukommt, dass die meisten, die im Home Office sind (auch unabhängig von der Hierarchiebene), sich gerne im typischen Home Office Look präsentieren - ungeschminkt, unfrisiert und im Pulli oder auch mal im Sportshirt. Ich finde, das bringt irgendwie eine gewisse Lockerheit rein und das gefällt mir. Gerade bei den Frauen kann das aber auch zu kurzer Verwirrung führen, wenn man der gleichen Person dann im Büro begegnet und nicht gleich erkennt, so nett zurechtgemacht und streng nach Dresscode, haha.
Und mein Projekt? Naja, konkrete Fortschritte lassen sich leider noch nicht erkennen, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Alana und ich kämpfen an so vielen Fronten gleichzeitig - akute Probleme im laufenden Geschäft, Prozessoptimierung und Entwicklung für unser eigenes Tagesgeschäft, Prozessanalysen und -abstimmungen mit INT und mit und in mehreren Abteilungen hier vor Ort, Hinterfragen des grundlegenden Artikel-Konstrukts im System... - da verliert man manchmal den Blick für die kleinen Erfolge. (Wie zum Beispiel meine erste Präsentation vor dem Lenkungsausschuss am vergangenen Donnerstag, den ich zumindest Sarah zufolge gut gemeistert habe.) Immer zwischendurch, wenn ich "Zeit habe", involviert Sarah mich ja wie am Anfang des Blogs mal erwähnt auch noch in ein gänzlich anderes Thema. Da blicke ich noch nicht 100%ig durch, obwohl es mit meinem alten Job bei Lidl zu tun hat. Aber es reicht (meistens), um dafür ein paar To Dos zu erledigen.
Parallel zu alldem darf man natürlich auch das Talent Management nicht vergessen, das die ein oder andere Aufgabe mit sich bringt. In einer Woche bekommt unser winziges Team auch Zuwachs. Die Vorbereitungen dafür bedeuten vor allem für mich, die Einarbeitung eher für Alana natürlich auch wieder Mehrarbeit. Aber sobald Grace, unsere Verstärkung, fit genug ist, um das Tagesgeschäft zu übernehmen, wird das eine gute Hilfe sein!
So, jetzt seid ihr was meine Arbeit angeht auch auf Stand, auch wenn ich gar nicht weiß, ob das überhaupt großartig von Interesse ist. Für mich nimmt sie einfach den Großteil meiner Zeit hier und bisher auch den Großteil meiner Energie in Anspruch, daher möchte ich das auch im Blog nicht ganz ausklammern. Der Job war ja nunmal auch der Hauptanlass für mein "Auswandern" - die Erkundungstouren zwischendurch sind da das nette Sahnehäubchen obendrauf.

Apropos Reisen - die kommenden fünf Wochen haben viel zu bieten!
Die ersten Besucher*innen haben sich angekündigt und darüber freue ich mich sehr. Los geht es nächstes Wochenende mit einer ehemaligen Kollegin von Lidl. Ihr Besuch hat sich ganz spontan in einem Telefonat vor wenigen Wochen ergeben und ist für mich absolut unerwartet. Mit ihr werde ich wohl in Dublin und der näheren Umgebung bleiben, da sie Sonntagnachmittag schon wieder zum Flughafen muss und wir für den Samstagabend gemeinsam mit Sarah verebredet sind.
Danach das Wochenende kommt ein sehr guter Freund - er war der erste, der Flüge gebucht hatte und ich bin sehr froh, dass er kommt. Da er erst am Montag wieder fliegt, will ich ihn an die Westküste und nach Galway entführen, eine Gegend, die auf meiner überschaubaren "Must See" Liste steht.
Zwei Wochen später geht es anlässlich der Hochzeit meines Bruders für mich für ein paar Tage nach Hause und auf dem Rückflug werde ich von meiner Mama und ihrem Partner begleitet. Die zwei bleiben dann eine ganze Woche in Dublin, wobei wir gemeinsam am Wochenende auch nochmal wegfahren wollen (wenn es nach klappt, möchte ich mit ihnen gerne nach Belfast).
Zwischendrin stehen auch mit den Kolleg*innen noch ein paar "Termine" an - Volunteer Day, Teambuilding, Insights Workshop und ein weiterer Abend mit den Teamleads.
Man könnte fast meinen, ich hätte mich beim Universum über fehlenden Freizeitstress beschwert, nicht wahr? Aber Stress ist ja immer nur, was man daraus macht! Ich freu mich drauf.
Wann ich euch von alldem berichte, möchte ich an dieser Stelle nicht versprechen. Wundert euch bitte jedenfalls nicht, wenn es hier ein paar Wochen lang nichts Neues gibt.

Zu guter Letzt:
An meine Lieben zuhause - ich denke viel an euch und hoffe sehr, es geht euch gut.


Lied der Woche: Demi Lovato - Heart Attack