Sonntag, 12.09.2021

Touristenbrille

Es ist so weit, ich kann meinen ersten Besuch empfangen!
Ich nutze meine (verfrühte) Mittagspause an diesem milden Freitag, um Anna, eine ehemalige Kollegin von Lidl INT und immer noch Freundin, am Dubliner Flughafen abzuholen und sie an ihrem Hotel in der Innenstadt abzusetzen. Wenige Stunde später geselle ich mich - nach getaner Arbeit - dann auch zu ihr und wir verquatschen uns schon auf dem Hotelzimmer. Nach einem Stündchen können wir uns aber doch für einen Moment losreißen und ziehen zu Fuß los in Richtung Templebar, der Pub-Straße hier in Dublin. Obwohl ich hier schon ein, zwei Mal drüber gelaufen bin, wird mir erst jetzt durch Anna bewusst, dass dies wohl eins der Highlights ist, wenn man die irische Hauptstadt besucht. Die knipst neben mir nämlich ganz begeistert lauter Fotos und läuft mit strahlenden Touristenaugen durch die bunte, trubelige Straße.
Bei einem Pub, aus dem angenehme Live-Musik schallt, schnappen wir uns draußen einen Tisch und führen bei einem Kaltgetränk unsere angeregten Gespräche fort. Die drehen sich wie erwartet heute die meiste Zeit um die Arbeit. Denn nicht nur ist für mich natürlich immer noch Einiges neu und Vieles aufregend, auch bei Anna war und ist viel los und wir haben uns ein Jahr lang praktisch gar nicht gesprochen - da besteht natürlich Nachholbedarf!



Es dämmert bereits und wir erkunden noch ein, zwei weitere nahegelegene Viertel der Innenstadt und entscheiden uns dann zum Abendessen für ein Restaurant ganz in der Nähe von Annas Hotel (in dem ich übrigens auch übernachte, da der Preis für das Doppelzimmer sowieso der gleiche war, egal ob alleine oder zu zweit). Es stellt sich heraus, dass wir eine gute Wahl getroffen haben - die Kellner sind nett, das Restaurant angenehm gefüllt, das Essen wirklich lecker und die Getränkekarte vielfältig. Zu Ehren unserer gemeinsamen ehemaligen Chefin genehmigen wir uns später am Abend noch zwei Baby Guiness, was den Tag wirklich perfekt abrundet.
(Und ja, stellt euch vor, mir hat dieser Shot aus Baileys und Kaffeelikör auch richtig gut geschmeckt! Vielleicht wird das jetzt mein alkoholisches Go-to-Getränk...)

Am nächsten Morgen stärken Anna und ich uns mit dem Hotelfrühstück, das uns zum Zimmer gebracht wurde, während wir uns immer wieder im Bad und vor den Spiegeln abwechseln, um uns fertig zu machen. Dann geht's los - erst mit den Öffis zu meiner Wohnung und dann (nach einer kurzen Wohnungsführung) mit meinem Auto nach Malahide. Dort spazieren wir durch eine kleine aber feine Parkanlage und bewundern das ebenso kleine, aber wirklich schnuckelige Malahide Castle. Von dort aus fahren wir weiter an den Strand. Die Sonne schafft es inzwischen, sich hier und da ihren Weg durch die Wolken zu kämpfen und ist wunderbar wärmend als wir auf einer Steinmauer unsere mitgebrachten Snacks genießen und den Blick über den Sandstrand und das Meer schweifen lassen. Es ist angenehm ruhig und Anna ist inzwischen vollends im Urlaubsmodus angekommen. Ich beschließe, mich davon einfach mitreißen zu lassen...



Ein Stündchen Autofahrt später. Eine kleine Wanderung steht auf dem Plan: Wir wollen den Ticknock erklimmen, einen Berg in den Dublin Mountains, der mir mit seinem Fairy Castle schon oft für eine kleine Wanderung ans Herz gelegt wurde. Das Auto wird also in dem kleinen Wald auf dem Wanderparkplatz zurückgelassen, es gibt noch etwas Obst auf die Hand und Anna und ich machen uns plaudernd über schottrige Pfade auf den Weg. Sie verflucht mich immer mal wieder wegen der Höhenmeter, aber wir werden mit einem tollen Ausblick über die Stadt und die Küste belohnt, als wir schließlich oben ankommen und uns auf dem kleinen Steinberg niederlassen (wir haben dabei keine Feen zerquetscht, keine Sorge).
Nach insgesamt knapp zwei Stunden sind wir wieder am Auto und da das Wetter jetzt nochmal richtig schön wird, fahren wir noch ein wenig spazieren. Anna ist ganz verliebt und die hügelige, grüne Landschaft, die sich uns bietet, und ich freue mich mit ihr mit.

         

Dann müssen wir aber wirklich zurück ins Hotel! Wir sind nämlich heute Abend mit Sarah zum Essen verabredet, da Anna und sie sich auch aus Heilbronn kennen und sich lange nicht gesehen haben. Oh man und was soll ich sagen, mit ganzen zwanzig Minuten Verspätung und einem riesig schlechten Gewissen kommen wir schließlich in Monkstown, einem Küstenort bei Dun Laoghaire an. Sarah nimmt es uns zum Glück (scheinbar) nicht allzu übel und schnell entsteht eine wuselige, aber schöne Gesprächsrunde. Sarah schlägt sich wirklich sehr gut und spricht Anna zuliebe die ganze Zeit Deutsch, auch wenn sie momentan nicht so super in der Übung ist. Ich ertappe mich allerdings dabei, immer gleich miteinzusteigen, wenn sie zwischendurch ins Englische abgleitet, upsi. Aber auch das tut der guten Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Und Sarahs Lieblings-Italiener hält ebenfalls, was sie versprochen hat - die Einrichtung und Atmospähre sind super schön und das Essen spitzenmäßig.
So vergeht ein weiterer, sehr schöner Tag und Abend - hundemüde, satt und zufrieden liegen Anna und ich gegen halb 1 in unseren Betten und schlafen seelig ein.

Es ist Sonntagmorgen und das Grau des Himmels will uns wohl schon in trübe Abschiedsstimmung versetzen. Aber nichts da! Für heute Morgen haben wir uns vorgenommen, eine Stadtrundfahrt zu machen und das tun wir auch. Im Doppeldeckerbus machen wir es uns oben (so gut es geht) bequem und lassen uns eine gute Stunde durch die Stadt kutschieren und von dem Busfahrer in seinem starken Dubliner Dialekt über eben diese aufklären. Dabei entdecke und lerne auch ich viel Neues und merke, dass ich mich von Annas Touristen-Euphorie habe ein wenig anstecken lassen.
Etwas durchgefroren suchen wir anschließend den nächsten Donut-Laden auf. Zeit für noch mehr "Kultur" und ein Heißgetränk! In aller Seelenruhe genießen Anna und ich also unseren Kaffee und Tee und die Auswahl an fantastisch aussehenden und schmeckenden Donuts, auf die Anna mich großzügigerweise eingeladen hat. Alles ist herrlich entspannt.
Ich zeige Anna noch das St. Stephen's Green und die Grafton Street und so verbringen wir weitere zwei Stunden, laufend, quatschend und bewundernd, bevor wir uns schließlich einen etwas abseits gelegenen Pub für unser spätes Mittagessen herauspicken. Wieder einmal haben wir eine gute Wahl getroffen und Anna kommt mit ihrem Guiness Irish Beef Stew noch in den Genuss guter, irischer Hausmannskost. Es folgt noch ein Abschieds-Baby-Guiness und dann treten wir die (Rück)Reise zum Flughafen an.
Die Stimmung beim Abschied am Terminal ist dann auch überhaupt nicht trübe, sondern ziemlich glückselig. Wir sind uns beide einig, dass wir ein sehr schönes und entspanntes Wochenende hatten, an dem wir trotzdem viel gesehen und erlebt haben.
Und sowieso: So ein Wiedersehen ist auch immer wieder schön!

 

Song der Woche: Marteria - Welt der Wunder