Dienstag, 12.10.2021

"Ich wollte immer schon mal nach Irland!" - Ein Gastbeitrag

"Ich wollte immer schon mal nach Irland!"
Diesen Satz habe ich schon oft selbst gedacht und auch ausgesprochen, aber ich habe ihn auch schon sehr oft von anderen gehört. Und als Katja die Projektarbeit dort angenommen hatte, war für mich klar: wenn nicht jetzt, wann dann 😉

Deshalb schreibe ich hier diesen Gastbeitrag - ich, Jutta, bin (wie ihr wahrscheinlich gerade schon vermutet habt) Katja´s Mutter und habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Das Abenteuer Irland stand fest...
 
Nachdem Katja zur Hochzeit ihres Bruders/meines Sohnes hier bei uns war, sind wir (Katja, mein Partner Frank und ich) gemeinsam am Dienstag, 05.10.21, vom Flughafen Köln-Bonn nach Dublin gestartet. Na ja, eigentlich waren wir zeitlich perfekt vorbereitet, haben aber nicht geahnt, dass wir am Flughafen in einer langen Schlange an der Passkontrolle standen - das hatten wir nicht auf dem Schirm, und wir sind ganz knapp zur Endzeit des Boardings am Gate gewesen. Katja und ich waren schon total gestresst - und dann stellten wir fest, dass das Boarding noch gar nicht begonnen hat 😯 Vergebens aufgeregt... Im Flieger haben Frank und ich auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub mit einem sündhaft teuren Prosecco angestossen, und der Flug verlief entspannt genau wie die Landung und die Kofferausgabe. Dann gingen wir zum Parkhaus, und los ging es mit dem Abenteuer Linksverkehr. Zuhause hatten Frank und ich beschlossen, dass wir uns vor Ort ein Auto leihen - aber schon die ersten Kilometer, die wir Richtung Innenstadt hinter uns brachten, haben uns schnell zweifeln lassen. Katja fährt dort sehr souverän und entspannt - aber spätestens beim ersten Gang zu Fuß über die Straße war der Gedanke des Automietens sehr weit weg 😛 Das von Katja für uns ausgesuchte Hotel - direkt bei ihr um die Ecke - war vollkommen ausreichend für die Zeit dort, kurz Koffer ausgepackt und dann zum Abendessen mit Katja ans andere Ende der Stadt. Damit war die KFZ-Ausleihe komplett weg vom Tisch - öffentliche Verkehrsmittel sind ja auch schön!
Wir haben in einem netten Lokal lecker gegessen, geplaudert, und die nächsten Tage geplant - und ich habe versucht, mich an die englische Sprache zu gewöhnen. Die Hoffnung, dass es mit den Tagen dort besser wird, war ganz weit vorne...
 
Da Katja Mittwoch bis Freitag arbeiten musste, haben Frank und ich uns am MIttwoch aufgemacht, um mit Bus und Straßenbahn zur Halbinsel Howth zu fahren. Das erste, was wir feststellten, war, dass die Iren sehr entspannt und sehr hilfsbereit sind, sodass auch der Fahrkartenkauf im holprigen Englisch anscheinend richtig funktionierte. Und die Fahrt inkl. Umsteigen war entspannt und hat uns schon etwas von Dublins Umgebung gezeigt.
Das Wetter war übrigens an allen Tagen viel besser als man so sagt - es war fast die ganze Zeit trocken, und manchmal kam auch die Sonne raus 🔅
Wir waren in Howth erst am Hafen und haben uns dann auf den Küstenwanderweg gemacht - eine sehr schöne Tour ganz nah am Meer, manchmal durch den Wald und zum Schluss über einen Golfplatz wieder zurück in den Ort. Wunderschön! Und im Pub haben wir uns ein Bier und Fisch & Chips gegönnt, ganz wie es dort passt! Allerdings mussten wir feststellen, dass Guiness - der Stolz der Iren und besonders der Dubliner - wirklich extrem gewöhnungsbedürftig ist - wir konnten uns nicht zum "dran-Gewöhnen" durchringen. Für mich schmeckt es wie eine Mischung zwischen Bier und kaltem Kaffee 😑 Danach gab es für uns entweder Carlsberg oder Heineken vom Fass - gibt es dort fast überall...
 
Für den nächsten Tag hatten wir eine Bustour geplant - nach Glendalough, Wicklow, Kilkenny und mit einer Schäferhund-Demonstration.
Wir sind früh gestartet, um pünktlich um kurz vor acht am Treffpunkt zu sein - und wieder einmal bemerkten wir, wie enspannt die Iren im Straßenverkehr sind. Man hört quasi nie Gehupe und alle nehmen Rücksicht aufeinander, obwohl die Straßen in Dublin wirklich verdammt schmal sind und echt viel los ist. Sehr angenehm!
Bei leichtem Nieselregen ging die Fahrt los - glücklicherweise haben wir die Plätze ganz vorne im Bus bekommen - ansonsten hätte ich die Fahrt nicht so richtig gut vertragen. Die irische Reiseleiterin hat uns tolle Infos über Dublin und die Umgebung gegeben - so ungefähr ein Viertel davon hab ich sogar verstanden 😂
Angekommen in Glendalough hatten wir 2 Stunden Zeit, die alten Klostermauern, die Gräber und den Nationalpark zu erkunden. Im grauen Wetter war das alles ganz nett - aber wir haben festgestellt, dass es so eine Landschaft durchaus auch in Deutschland gibt. Schön, aber nicht außergewöhnlich....Weiter ging es dann im Bus (wir sind gerade rechtzeitig drin gewesen, dann kam ein heftiger Regen runter) über die Wicklow Mountains mit Halt bei einem Aussichtspunkt zum Fotografieren - bei strömenden Regen kommt da aber nicht so viel Tolles bei raus 😎 Trotzdem war es schön, durch die Landschaft zu fahren, und der nächste Halt war bei einem Hundezüchter, der uns mit 3 Border Collies in die Geheimnisse des Schafehütens einweihte. Mein Englisch wurde immer besser, und als das Wort "Puppies" fiel und alle weiblichen Mitreisenden in Begeisterung verfielen, wusste ich Bescheid. Der Züchter holte 2 Hundewelpen, und jeder durfte sie streicheln und halten. An der Stelle war unsere Begeisterung für die Arbeit des Hundemenschen allerdings ziemlich gedämpft - die Welpen waren erst vier Wochen alt und wurden über eine halbe Stunde lang rumgereicht und waren von ihrer Mutter getrennt. Das hat uns wehgetan und deshalb haben wir uns dort vom Geschehen getrennt.  Na ja, ist halt auch alles Geschäftemacherei, aber man muss ja nicht alles unterstützen...
Weiter ging es dann in das Städtchen Kilkenny mit seinem Schloss und ein paar netten älteren Häusern - Schloss wollten wir allerdings nicht und wir sind ein bisschen durch den Ort gebummelt, um dann dort in einem netten Hotel-Restaurant eine Kleinigkeit zu essen. Apropos Essen - das ist dort ein bisschen gewöhnungsbedürftig - sehr viel Frittiertes, gerne in Verbindung mit Kartoffel- und auch Erbsenpürree. Aber Fisch & Chips war eigentlich überall okay - der Fisch ist dort halt frisch zubereitet. Aber ich freute mich da schon auf "normales" Essen....
Wieder zurück in Dublin haben wir uns noch mit Katja auf ein kleines Dinner mit einem leckeren Bier getroffen...
 
Den Freitag haben wir ganz enstpannt ohne große Planung gestartet - lange geschlafen und dann zu Fuß aufgemacht Richtung Dublin City, um die Stadt ein bisschen kennenzulernen. Bei einem Kaffee und einem Sandwich bei "Costa - irresistable coffee" und langen Gesprächen waren wir erst in einer Shopping-Mall (wir sind gar keine Shopper 😆), dann ein bisschen durch die Hauptgeschäftsstraße, um dann einen Pub zu finden, in dem wir etwas Pause machen können. Und dort hatten wir wirklich gutes Essen, leckeres Bier, freundliche Bedienung - und echt saubere Toiletten - eine Wohltat! Gestärkt und neugierig sind wir dann weiter  Richtung Hafen gegangen, haben dort die sehr modernen Bauwerke zwischen sehr alten Häusern bewundert und einfach den Tag genossen. Abends haben wir uns wieder mit Katja getroffen - in der Stadt, wir wollten alle zu McDonalds (Schande über uns...) und dann, nach wirklich vielen Asphalt-Kilometern, sind wir früh zurück ins Hotel, um dort in der Bar noch etwas zu trinken und - ganz deutsch - noch eine Runden Karten zu spielen.
 
Unsere gemeinsame Wochenendtour führte uns in den Nordwesten von Irland - Katja war noch nicht dort, und wir freuten uns auf die gemeinsame Zeit. Los ging es nach einem leckeren ausgiebigen Frühstück bei Katja in Richtung Donegal. Da wir ja dort auch etwas sehen wollten außer den Pubs, hatte ich im Reiseführer eine kleine Tour zu sehr alten Steingräbern und einem moorigen Waldgebiet rausgesucht. Wir sind frohen Mutes gestartet - allerdings waren das wirklich sehr kleine Touren 🙂 Aber wir haben sehr alte Steine gesehen, die vor ca. 5000 Jahren zu Grabstätten aufgebaut wurden, moorige Waldstücke durchlaufen und die frische Luft genossen.
 
         
 
Anschließend fuhren wir zu unserer Pension, die jedem Rosamunde-Pilcher-Film gerecht wurde - ein wunderschönes Anwesen (wahrscheinlich sagt man Cottage), eine supernette Gastgeberin und eine tolle Empfehlung für das Abendessen. Bis in den Ort war es ein kleiner Fußweg von ca. 15 Minuten - schön entspannt und dann die Suche nach dem richtigen Lokal. Und da haben wir genau ins Schwarze getroffen - wir haben uns für ein Restaurant am Hafen entschieden. Dort hatten wir einen Tisch mit Fenster zum Pier, inklusive Sonnenuntergang 🙂 Einfach traumhaft! Das Personal dort war super freundlich, aber nicht aufdringlich und unser Essen war ein Traum. Wir haben den Abend sooo genossen! Und der Fußweg zurück war genau richtig, um anschließend die perfekte Bettschwere zu haben.
 
 
Nach einem wundervollen Frühstück (immer noch wie bei Rosamunde Pilcher) sind wir am nächsten Morgen los, um die Küstenlandschaft zu erkunden. Und auch da haben wir genau die richtige Entscheidung getroffen: Wir sind nach Sleave League gefahren; die Klippen dort zählen zu den höchsten in Europa und nach einem durchaus anstrengenden Aufstieg mit ständig wechselnden tollen Ausblicken standen wir ziemlich weit oben auf tief abfallenden Klippen zum Atlantik. Da habe ich Irland wirklich als etwas ganz Besonderes empfunden - diese Kombination von Bergen und Meer habe ich so vorher noch nicht kennengelernt. Einfach  wunderschön! Wir wären gerne noch länger dort weitergewandert, aber es zogen sehr dunkle Wolken auf, so dass wir den Rückweg zum Auto angetreten haben - gerade rechtzeitig. Als wir ins Auto stiegen, fing es an zu regnen 😊
 
         
 
Um das Wochenende komplett zu machen, führte uns der weitere Weg nach Belfast in Nordirland. Dort angekommen stellten wir fest, dass diese Hauptstadt ganz anders ist als Dublin - schmutziger, irgendwie nicht so freundlich. Und irgendwie wirkte sie so ausgestorben; klar, es war Sonntag Abend, aber es ar nicht so richtig schön dort. Natürlich haben wir aber auch dort etwas zu Essen gesucht und gefunden (und es war fast wie früher - es wurde in Pfund berechnet 😂) Dann hat Katja uns aber noch das Belfast-Highlight gezeigt - das Titanic-Museum. Ein imposantes Bauwerk, toll beleuchtet und dargestellt, was die Fahrt dorthin wirklich vollendet hat. Der Rückweg bis Dublin - immerhin knapp 2 Stunden - war dann etwas ruhiger als die Fahrten vorher, und wir waren sehr dankbar, dass Katja uns soviel von Irland gezeigt hat.
 
Am nächsten Morgen waren wir spät mit Katja zum Frühstück verabredet, und da das Wetter sehr viel Sonne versprach, ist sie mit uns zum Sugar Loaf  gefahren - einem ca. 500 Meter "hohen" Berg außerhalb von Dublin, der eine tolle Rundumsicht auf die Landschaft inklusive dem Atlantik verspricht. Das haben wir natürlich mitgenommen - aber der Aufstieg war wirklich knackig. Nach einem recht moderaten grasbewachsenen Beginn ging es über grobes Geröll schön steil bergauf - gerade so, wie ich es liebe 😅. Na ja, wer mich kennt, weiß, dass dies nicht meine liebste Art ist, auf einem Berg zu kommen - ich habe immer etwas Angst vor dem Abstieg auf Geröll. Aber wenn man Aussicht haben möchte, muss man halt auch mal den A... zusammenkneifen... Hab ich gemacht, und es hat sich wirklich gelohnt. Es gab eine tolle Rundumsicht, auch wenn es etwas diesig war. Ein 85-jähriger!!! Anwohner, der gleichzeitig mit seinem 4-jährigen Hund aufgestiegen ist, hat uns dann noch einiges zum Umfeld erklärt. Und wenn wir klare Sicht gehabt hätten, hätten wir bis nach Wales sehen können! Den Abstieg haben wir alle 3 gut geschaftt - also Katja ziemlich leicht, Frank ohne Probleme und ich mit Zittern und sehr langsam - aber alle sind wir glücklich und heil wieder unten angekommen.
 
     
 
Um den Tag perfekt zu machen und das schöne Wetter noch zu genießen, sind wir in das kleine Küstenstädtchen Bray gefahren, dort am Strand entlang gegangen, haben ein Eis gegessen (total überteuert, aber sehr lecker), ein Steinmännchen gebaut, einem Brautpaar bei einer Fotosession zugeschaut und den Urlaub mit diesem traumhaften Abschlusstag perfekt gemacht. Abends noch eine Pizza bei Katja, ein Bier im Pub um die Ecke - und ganz viele Eindrücke mit nach Hause genommen.
 
 
Mein Fazit für diese Reise ist ganz klar: Irland - Katja - Frank und ich - eine Woche, die ich nicht missen möchte!
Fliegt hin, schaut es euch an und genießt die irische Gastfreundschaft!