Sonntag, 01.08.2021

Erste Abenteuer (Teil 3)

So, 01.08. - Cork City

In meinem super bequemen, großen Bett in diesem herrlich ruhigen BnB, direkt an den Feldern habe ich wieder sehr gut und lange geschlafen. Ich mache mich in aller Seelenruhe fertig, frühstücke, plaudere noch kurz mit der sehr netten Gastgeberin und sitze dann mit Sack und Pack gegen 10 Uhr wieder im Auto.

Erster Halt: Courtmacsherry - laut meinen Vermietern ein absolutes Muss. Ich glaube fast, Paul würde mich heute Abend gar nicht mehr reinlassen, wenn ich ihm sagen würde, ich war nicht dort. Laut Google Maps dauert die Fahrt dorthin nur eine gute Viertelstunde, ich habe aber auf der Karte eine Route gesehen, die näher an der Küste vorbeiführt und versuche, diese einzuschlagen. Das findet Google gar nicht lustig. Ich hatte ja gehofft, wenn ich einmal den Weg eingeschlagen hätte, würde Google verstehen, worauf ich hinauswill und mich dann sicher ans Ziel führen. Stattdessen streiten wir uns den ganzen Weg nach Courtmacsherry darüber, wo ich am besten langfahren sollte und mein Auto macht indes wieder Bekanntschaft mit dem ein oder anderen Busch. Aber ich bin ja abghärtet von gestern und außerdem behalte ich Recht und erwische noch ein, zwei schöne Ausblicke auf's Meer!


(Für's Protokoll: Ja, ich habe angehalten, um das Foto zu machen.)

In Courtmacsherry angekommen, parke ich mein Auto am hinteren Ende vom Ort, wo sich am Strand gerade einige Kinder und Jugendliche tummeln und für ihr Rudertraining rüsten. Entgegen besseren Wissens sieht das Gewässer zu meinen Füßen für mich eher nach See aus als nach Meer - das muss sich irgendwo hinter der Kurve verstecken, die das Festland zu meiner Rechten macht. Ich schätze, für das Rudertraining ist das wohl auch besser so.
Ich folge dem Rat meiner Gastgeberin von heute Morgen und gehe ein Stück in das angrenzende Waldstück hinein. Hier verläuft die Route von einem Küstenrundwanderweg und es gibt noch zwei kleinere Rundwege. Aber auch heute bin ich wirklich nicht in Wander-/Spazierlaune. Nach einem knappen Kilometer entdecke ich am Waldesrand einen kleinen Weg, der runter zum Ufer führt und nehme diese "Einladung" gerne an.
Das Wetter ist heute unverändert grau und ungemütlich (aber immerhin bisher trocken) und passt damit irgendwie leider wieder ziemlich gut zu meiner Stimmung. Oder meine Stimmung hat sich dem Wetter angepasst, wer weiß das schon. Jedenfalls setze ich mich unten am Ufer auf die Steine, blicke auf's Wasser hinaus und hänge eine ganze Weile meinen melancholischen Gedanken nach...

Irgendwann schaffe ich es, mich von meiner kleinen Privatbucht und für einen Moment auch von meinen Gedanken loszureißen und mache mich wieder auf den Rückweg. Die Steine, auf denen ich saß waren ohnehin ganz schön unbequem.
Auf meiner Fahrt weg von der Küste komme ich durch den Ort Timoleague, wo eine Ruine meine Aufmerksamkeit erregt. Ich erfahre, dass dies ein ehemaliges Franziskaner-Kloster ist, das irgendwann von englischen Lord niedergebrannt wurde. Na ob das gut war für seine Himmel-Hölle-Bilanz, ich weiß ja nicht. Im Innenbereich der Ruine ist auf einer Skizze auch festgehalten, wo damals welcher Bereich/welcher Raum war. Ich finde so etwas ja schon immer ganz schön interessant, aber leider fehlt mir bei architektonischen Dingen auch immer jegliche Vorstellungskraft.
Inzwischen wurde die Ruine allem Anschein nach zu einem Friedhof umfunktioniert (hierzu finde ich aber keine Infotafel). Sehr ungewöhnlich, wie ich finde. Und nicht gerade stimmungshebend, jedenfalls heute nicht. Also weiter geht's!

       

Ich komme nun in den Genuss, mein Auto auch mal über befestigte, breite, mehrspurige Straßen zu fahren. Es geht wieder in Richtung Zivilisation, genauer gesagt nach Cork City. Als ich mich dort wieder mit mehrspurigen Kreisverkehren und der für mich absolut undurchsichtigen Verkehrsführung hier in Irland herumschlagen muss, sehne ich mir aber glatt schon wieder den Skellig Ring zurück.
Kleine Landeskunde: Cork (City) ist nicht nur die Hauptstadt des gleichnamigen Countys, sondern auch auch die zweitgrößte Stadt Irlands - mit rund 210.000 Einwohnern. Süß.
Tatsächlich gefällt mir das, diese Mischung aus Großstadtfeeling, das angesichts des regen Treibens und der vielen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants in der Innenstadt entsteht, und der Überschaubarkeit der Stadt.
Ich spaziere ein wenig durch die Straßen, um mich einfach nur umzuschauen und steuere dann mein soeben ergoogeltes Ziel an. Ich habe mir nämlich bei Tripadvisor mal wieder die beste Eisdiele der Stadt herausgesucht. Die liegt etwas abseits von den EInkaufsstraßen, aber ich glaube, der kleine Ausflug hat sich gelohnt: Mein Eisbecher ist nicht nur optisch ein Knaller, das Eis schmeckt auch wirklich sehr gut und die Brownies duften herrlich kräftig nach Schokolade!

Und wieder sind es Straßenmusiker, die mir die besten Augenblicke der Woche bescheren. In einer kleinen, aber gut besuchten Gasse sorgt die Band Code of Behaviour für viel Aufsehen und gute Stimmung und zaubert mir nicht nur ein Lächeln ins Gesicht. Auch als ich mein Eis aufgegessen habe, verweile ich noch. Die Jungs sind echt klasse und strahlen pure Begeisterung aus. Und spätestens als nach den ersten Takten des nächsten Gute-Laune-Songs mehrere Leute ausgelassen "Whohoo" rufen und anfangen zu tanzen, denke ich mir, Made my day!

Nach ein paar mehr Minuten Schlenderei trete ich schließlich endgültig die Heimreise an. Bei den horrenden Preisen im Parkhaus will man eh nicht allzu lange bleiben.
Wieder auf der Autobahn finde ich es etwas schade, dass die Maximalgeschwindigkeit auf irischen Autobahnen bei 120 km/h liegt - nach der Gurkerei in den letzten Tagen hätte ich durchaus meinen Gefallen daran gefunden, den BMW mal auszufahren. Aber gut, der Verkehr ist relativ ruhig, ich schalte den Tempomaten ein und bringe die restlichen knapp 3 Stunden bis nach Dublin recht entspannt hinter mich.

Lied der Woche: Razorlight - America
___________________________________________________________________________

Das war sie dann wohl, meine erste Reise in Irland.
Ich finde es irgendwie echt schade, dass ich meine Erkundungstouren - aus welchen Gründen auch immer - nicht so sehr genießen konnte wie erwartet. Aber das kann man wohl auch wirklich nicht erzwingen.
Die Fahrt runter nach Kerry und generell die Zeit mit den Kollegen*innen fand ich aber wirklich schön und lustig, auch wenn die eigentliche Wanderung dann echt ein Desaster war. Aber hey, wir machen da auch eine Woche später noch unsere Witze drüber, also hatte wohl auch das etwas Gutes!

Ich habe mir inzwischen überlegt, dass ich gerne ab sofort jedem meiner Blogeinträge ein "Lied der Woche" hinzufügen möchte. Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass ich den Blog ja irgendwo auch als Tagebuch nutze und damit, dass ich meistens recht viele Gedanken und Gefühle oder eben Erinnerungen mit Liedern verbinde (ihr kennt das sicher). Die Lieder werden nicht immer unbedingt stellvertretend für die ganze Zeit im Blogeintrag stehen, vielleicht spiegeln sie hier und da auch einfach nur meine Stimmung in dem Moment wieder, wo ich ihn schreibe. Oder stehen für gar nichts Konkretes, pures Bauchgefühl. Mal sehen.
Ich habe jedenfalls zum allerersten Eintrag eine ganze Playlist und zum zweiten Eintrag noch einen Song hinzugefügt - falls sich das irgendjemand noch anschauen will.

Bis bald mal!