Montag, 16.08.2021

Der Alltag beginnt

Guten Abend ihr Lieben,

ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr habt am Wochenende das schöne Wetter genossen :)
(Also zumindest zuhause war es schön, ich weiß ja nie so genau, wer hier alles mitliest...)

Schönes Wetter zum Genießen gab es bei mir nicht, aber hier ist soweit alles okay. Die Überschrift lässt es schon vermuten: In den letzten zwei Wochen ist nichts großartig Spannendes passiert. Auch wenn das Wort "Alltag" momentan vielleicht doch noch ein bisschen zu viel gesagt ist.
Die kurze Woche nach den Abenteuern (und Strapazen) unten in Kerry - Montag den 02.08. war hier ja Feiertag - kam mir ganz gelegen und ich habe das folgende Wochenende bewusst nicht viel unternommen. Ich war ganz schön groggi.
Das lag letztes Wochenende aber wohl auch daran, dass ich den Donnerstag zuvor das erste Mal "aus" war. Sarah hatte die Senior Manager/Abteilungsleiter aus ihrem Bereich zwecks Teambonding zum gemeinsamen Abendessen zusammengetrommelt. Das hat sich, wie ich finde, als super Idee herausgestellt, dann wir hatten einen wirklichen schönen, langen und vor allem lustigen Abend. Wir haben uns in einem Restaurant mit lockerer Atmosphäre etwas außerhalb der Stadt getroffen, dem "The Bernard Shaw", es gab klassisch Burger und Pommes und nunja, das ein oder andere alkoholisch Getränke.
Wir, das waren an diesem Abend Sarah (logisch), Shane und Alice (die auch mit wandern waren), Lea (eine Deutsche, die seit 17 Jahren in Irland lebt und knapp 3 Wochen vor mir bei Lidl angefangen hat) und ich. Es wurden einige Anekdoten aus früheren Lidl-Zeiten zum Besten gegeben, aber auch viel Privates besprochen. Den ganzen Abend herrschte eine friedliche, ausgelassene Stimmung. Für meine irischen Kollegen war es auch das erste Mal Auswärts-Essen seit mindestens einem Jahr, denn die Corona-Beschränkungen waren hier noch deutlich drastischer als in Deutschland. Dementsprechend groß war die Freude über die lang ersehnte Abwechslung. Ich war zwar in den letzten Wochen in Deutschland schon ein paar Mal essen, aber fast nur zu zweit. Daher hab auch ich wie schon die Woche davor den Abend in Gesellschaft sehr genossen und mich ziemlich wohl und willkommen gefühlt. Sarah war ganz Feuer und Flamme und hat den Abend über immer mal wieder Reden darüber gehalten, was wir doch für starke Leute im Team sind und dass sie fest davon überzeugt ist, dass wir den Bereich ganz weit nach vorne bringen können, wenn wir in unserem Senior Management Team gut zusammenarbeiten. So viel positive Energie im Arbeitsumfeld ist schon was Schönes! Mit steigendem Alkoholpegel wurden die Reden immer emotionaler, irgendwann gab es sogar noch einen Kleiner-Finger-Schwur haha, oh man... Kurz danach raunte Shane, der wegen einer Hochzeit am nächsten Tag ebenso wie ich nüchtern war, zu: "Jetzt verstehe ich, warum die Leute immer wieder sagen, Lidl sei eine Sekte."

Am nächsten Tag gab es dann Familienzuwachs!
Paul und Ruth wollten Gesellschaft für Paddington und haben nach zweijähriger Suche (Hunde waren in der Pandemie eben heiß begehrt) nun endlich einen Neufundländer-Welpen kaufen können. Die ca. 10 Wochen alte Daisy hält uns alle, aber vor allem Ruth, also seit nun 1,5 Wochen gut auf Trab, aber meistens auch bei guter Laune. Samstagabend haben Paul, Ruth und ich, ich glaub, eine knappe Stunde lang nach dem Abendessen damit zugebracht, einfach dabei zuzusehen, wie sie mit Paddington rumwuselt. Er findet das nicht immer so spaßig wie sie, ist aber extrem geduldig. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber wenn jemand mit Anlauf auf mich springen und sich in meinem Ohr festbeißen würde, wäre ich nicht mehr tiefenentspannt, auch nicht nur scheinbar!
Wenn ich jetzt früh morgens runter in die Küche komme, werde ich immer freudig von der Kleinen begrüßt und es gibt eine kleine Krauleinheit. Und wenn ich dann abends von der Arbeit komme, toben wir oft ein wenig rum. Das ist echt schön, so einen Sonnenschein im Haus zu haben. Wobei ich dabei halt auch irgendwo die Rolle der coolen Tante einnehme - ich kann mit Daisy Unsinn treiben oder kuscheln, wenn mir danach ist, muss mich aber ansonsten nicht groß kümmern. Ruth hingegen hat das volle Mama-Programm: tagelang auf der Couch schlafen, um nachts fast stündlich mit dem Baby auf Toilette zu gehen, Unfälle wegmachen, und zum Onkel Doktor fahren.

     

Um das neue Familienmitglied willkommen zu heißen, gab es letzte Woche Sonntag eine kleine Party hier. Ruths Mutter, ihre Geschwister und deren Kinder sind gekommen, Paul hat Pizza und Lasagne gemacht und es gab - oh Wunder - die ein oder andere Flasche Wein und Bier. Auch eingeladen war Henry, ein Südafrikaner, der vor einiger Zeit mal bei Paul und Ruth gewohnt hat, jetzt eine neue Bleibe in Dublin hat und immer noch hin und wieder zum Abendessen oder Ähnlichem vorbeikommt. Ich hatte schon viel von ihm erzählt bekommen, da war es ganz cool, ihn auch mal persönlich kennenzulernen. Mit ihm hab ich mich also ein wenig unterhalten an dem Abend, ansonsten war es mir aber zu trubelig und zu kalt, deswegen bin ich nach drei Stunden dann in mein Zimmer gegangen. War auch spät genug, ich musste ja auch arbeiten am nächsten Tag.

Vergangenes Wochenende habe ich samstags meine erste Shopping-Tour unternommen. Der Tag war grau und total verregnet und ich brauche tatsächlich ein paar Sachen, da war das irgendwie die naheliegendste Beschäftigung. Das Dundrum Shopping Centre ist ziemlich groß und bietet neben zahlreichen Möglichkeiten zum Schlemmen eigentlich jeden Laden, den man brauchen kann, darunter sehr viele internationale Ketten: Von den Klassikern wie Zara, H&M und Jack&Jones über Vans, Northface, Hollister und Massimo Dutti bis hin zu Penney's (aka Primark) war alles dabei. Dazu noch viele kleinere Geschäfte, die vermutlich nur hier vor Ort bekannt sind.
Da mein Frühstück schon recht lange her war, hab ich mich erstmal mit einem Donut für den Kampf gewappnet. Ich bin ja eh keine große Shopperin und es war wirklich, wirklich voll dort (Samstag und Regen, was soll man da auch anderes erwarten), daher war Nervennahrung auf jeden Fall wichtig! Oh man und dann musste ich leider feststellen, dass wegen der Pandemie die Umkleiden immer noch gesperrt sind, mhmpf. So kann ich echt nicht arbeiten. Aber ich war tapfer und habe mich durch einige Läden durchgekämpft, was aber trotzdem von relativ wenig Erfolg gekrönt war. Aber immerhin: Die Teile, die ich schlussendlich gekauft habe, passen und gefallen mir auch an mir. Dass nur zwei der vier gekauften Teile auf meiner gedanklichen Liste standen, brauche ich wahrscheinlich zumindest für die weibliche Leserschaft nicht erwähnen...

So viel zu meinen Erlebnissen in den letzten zwei Wochen, wenn man es so nennen will. Dazwischen habe ich viel gearbeitet und mich bemüht, regelmäßig Sport zu machen, wenigstens ein bisschen. Ich muss zugeben, das graue und nasse Wetter schlägt mir schon irgendwie auf's Gemüt und für meine Sport-Motivation ist es erst recht nicht förderlich. Aber gestern habe ich wirklich das Beste daraus gemacht. Ich wollte eigentlich in meinem Zimmer ein Workout machen, hatte mich dann aber daran erinnert, dass hier ganz in der Nähe noch ein großer Park sein muss, den ich mal erkunden wollte. Und obwohl der Himmel wolkenverhangen und es wie die meiste Zeit leicht windig war, war es gar nicht so kalt wie ich den ganzen Tag dachte. Also Laufschuhe an und los geht's. Siehe da - es war die richtge Entscheidung. Der Corkagh Park ist wirklich schön, ganz nach meinem Geschmack - die Wiesen gewohnt grün und gut gepflegt, immer wieder von schmalen Waldstreifen durchzogen und es gibt mehrere Teiche. Die Weite des Parks hat es mir auch leicht gemacht, mal wieder ein wenig länger zu laufen ohne Quälerei, das tat gut.

Ansonsten habe ich viel Zeit damit zugebracht, Wohnungsanzeigen zu durchforsten, Anfragen zu schreiben, Rückmeldungen zu sortieren und Wohnungen zu besichtigen. Puuhh also das war wirklich kein Spaß und in mehrerer Hinsicht echt anstrengend. Heute Abend hatte ich meine 11. Besichtigung und ich habe insgesamt rund 40 Anfragen geschrieben.
Hatte ich eigentlich schon mal berichtet, wie absurd teuer die Mieten hier sind? Das vielleicht als Anhaltspunkt: Für mein ungefähr 12qm großes Zimmer zahle ich monatlich 900€ - und wohne wirklich noch außerhalb der Stadt. Und doch ist mir letzten Freitag Folgendes passiert: Da sitze ich in meiner Mittagspause alleine am Tisch, löffle mein Joghurt und durchforste wie jeden Tag meine Wohnungs-Such-App und habe plötzlich das Gefühl, das Schnäppchen des Jahres entdeckt zu haben! Eine richtige Wohnung, so mit separatem Wohn-/Esszimmer, geräumiger Küche, normalgroßem Schlaf- und Badezimmer, voll möbliert (wohl recht altmodisch) und das für läppische 1.000€ - Knaller! Das Ganze in Naas, einem netten Städtchen ein gutes Stück weit außerhalb von Dublin City, aber noch in guter Entfernung zu Tallaght, wo mein Büro ist. Da hab ich natürlich sofort eine Anfrage hingeschickt. Tatsächlich ist mir erst am nächsten Morgen durch den Kopf gegangen, wie sehr ich mich schon an diese abgedrehten Verhältnisse hier gewöhnt haben muss. In Deutschland würde ich mir nie für mich alleine eine Mietswohnung für 1.000€ suchen - und mich dann auch noch über das super günstige Angebot freuen.
Aber wie heißt es nicht so schön: Gut Ding will Weile haben. Halleluja, seit circa zwei Stunden bin ich endlich erlöst von dem Marathon der Wohnungssuche! Ab dem 1. September habe ich eine neue Bleibe - wie, wo, was genau berichte ich dann, wenn es soweit ist.
Ich glaube, das Warten und all die Mühe haben sich gelohnt und ich bin erstmal einfach froh, dass ich mich diesbezüglich jetzt entspannen kann.

So, das muss für den Moment reichen.
Gute Nacht & bis bald!


Lied der Woche: Namika - Alles was zählt